NEUES

   tiefschoen findet 2022 zum fünften Mal statt, an einem neuen Spielort, mit neuer Struktur, zu anderer Jahreszeit, aber genauso geprägt von Neugierde wie in den vergangenen Jahren. Tatsächlich ist mit mehreren Uraufführungen Neues ganz besonders präsent. 

   Neben akustischen Instrumenten steht in diesem Jahr das Strophonion im Mittelpunkt der zu erlebenden Neuerungen. Der Komponist und Stimm-Performer Alex Nowitz entwickelte über einen längeren Zeitraum dieses Instrument zur Live-Manipulation seiner Stimme. Es ermöglicht eine gestisch klangliche Einheit während seiner Solo-Auftritte, die anders nicht möglich wäre. Er wird zwei Werke, darunter eine Uraufführung, performen.

   Teil dieses neuen Stücks wird auch ein Videozuspiel sein, das im gerade vergangenen Sommer in Kalifornien entstand, wo der Komponist sich als Gast der Villa Aurora aufhielt. Neben dem Komponisten wird in diesem Stück die Flötistin Katrin Plümer  zu erleben sein, die auch ein neues Solowerk von Gerhardt Müller-Goldboom präsentieren wird.

   Schließlich wird im nun zum dritten Mal stattfindenden Stückemarkt Musik zu erleben sein, die für diese Ausgabe von tiefschoen eingereicht wurden. Das Ensemble work in progress – Berlin hat eine sehr spezifische Besetzung ausgewählt, für die Kompositionen eingereicht werden können und wird drei Wochen vor dem Konzert eine Auswahl für die Aufführung treffen.

   tiefschoen stellt das gemeinsame Anhören von Neuer Musik und und die Kommunikation darüber ganz in den Mittelpunkt der Veranstaltung. Vor jeder Komposition gibt es eine kurze Einführung, nach dem Konzert sind die Hörer bei einem Umtrunk gern gesehene Gesprächspartner von Musikern und Komponisten.

   Eine Gedichtzeile von Alfred Mombert, die Alban Berg vor gut 100 Jahren meisterlich vertonte, gab das Motto für die Veranstaltungen: „…das macht die Welt so tiefschön.“

ORT

Klosterscheune in Zehdenick

Das Gebäude der Klosterscheune stammt in wesentlichen Teilen noch aus der Zeit vor 1400. Außerhalb der Klausur gelegen war sie seither der Allgemeinheit zugewandt. Nach etlichen Funktionen im Laufe der Jahrhunderte wurde der Bau in den 1990er Jahren schließlich nur noch als Abstellraum genutzt. Eine Vereinsinitiative führte seit 1996 die Wiederstellung der Räumlichkeiten mit Mitteln der Europäischen Union durch und richtete die Klosterscheune für ihre neue Zweckbestimmung als Galerie ein.

Klosterscheune Zehdenick © Dr. Christian Seipel

Vergänglichkeit

Das diesjährige Programm reflektiert den Begriff des Vergänglichen. Musik als das Medium von tiefschoen 5 ist ja ohnehin das flüchtigste Medium der Künste überhaupt. Im Augenblick ihres Entstehens ist sie auch schon vergangen. Auch wenn wir stets in der Lage sind, uns mit verschiedensten technischen Mitteln Musik anzuhören und darüber diesen Grundcharakter im allgemeinen vergessen, ist dieser Wesenszug doch den meisten schon begegnet. Etwas Gehörtes tauchte aus der Erinnerung auf und war nicht dingfest zu machen, weil kein Titel, Interpret oder Komponist zur Hand war.

Aber natürlich folgt die Auswahl der gespielten Musik auch dem Motto. Alex Nowitz schreibt mit The bird that did not return gewissermaßen ein Requiem für in Netzen zum Verspeisen gefangene Vögel. Gerhardt Müller-Goldboom widmet der Flüchtigkeit der Luft mit Air ein Stück. Der Stückemarkt forderte zu Einreichungen unter dem Motto Vergänglichkeit auf.

PROGRAMM

Sonntag, 20. November

Klosterscheune Zehdenick

16.00  Konzert

Tomomi AdachiScriabin Synthesizer No. 1
Alex Nowitz
The bird that did not return
Doubles and Drones from the Desert (UA)
Gerhardt Müller-Goldboom, AIR – Neufassung (UA)
Uraufführungen des Stückemarkts:
Dana Cristina Probst, fading out

Martin Sadowski, Juni
Maxim Seloujanov, Das Heu verdorret, die Blume verwelket (Jesaja)

Alex Nowitz, Strophonion und Stimme
Katrin Plümer, Flöte
work in progress – Berlin
Gerhardt Müller-Goldboom, Dirigent

Alex Nowitz © Joachim Liebe
Dana portret pentru prospect taiat
Dana Cristina Probst © D. Probst
M. Sadowski
Martin Sadowski © M. Sadowski
au2 (2)
Maxim Seloujanov © Frank Tjaben
work in progress – Berlin © Oliver Potratz

Kurator des Programms: Gerhardt Müller-Goldboom 

Tickets

Tickets zum Preis von 22 Euro (ermäßigt 18 Euro) sind an der Konzertkasse eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn zu erhalten.

Anfahrt für Besucher mit dem ÖPNV nach Zehdenick

Der Bahnhof Zehdenick ist mit der Bahn im Stundentakt von Berlin aus zuerreichen.

Zur interaktiven Google Maps Karte zur Klosterscheune Zehdenick geht es hier.

FÖRDERER